Abschied nehmen

Der Tod. Ein Thema, über das keiner gerne spricht, das uns aber alle betrifft. Gerade mit Kindern, stelle ich oft fest, ist es gar nicht so einfach die richtigen Worte zu finden, wenn es darum geht, von einem geliebten Menschen oder Tier Abschied zu nehmen. Wenn wir uns aber vor Augen halten, dass es kein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt, sondern nur die Tatsache zählt, DA zu sein, zu reden und vor allem hinzuhören, zeigt sich, dass die Angst und Befangenheit vor diesem Thema eigentlich unnötig sind. Kinder sehen die Welt noch mit anderen Augen. Sie leben im Moment, was zählt ist das Hier und Jetzt. Erst mit zunehmendem Alter werden der Zeitbegriff und Endgültigkeit begreifbarer für sie. Aber auch hier gibt es individuell große Unterschiede. Während sich manche lange den Kopf zerbrechen, auf traurige Nachrichten hochsensibel reagieren und arg mitfühlen, ja mitleiden, zeigen sich andere regelrecht unberührt und stecken schmerzliche Erlebnisse scheinbar locker weg. Die Schwierigkeit als Eltern besteht meiner Meinung nach darin, entsprechend auf die jeweilige Persönlichkeit einzugehen, um bei der Trauerbewältigung angemessen helfen zu können.

Der bevorstehende Tod unserer letzten noch lebenden Wüstenrennmaus – mit über 4 Jahren wahrlich bereits ein Methusalem – erlaubte uns zuletzt uns mit dem Thema „Abschied nehmen“ intensiver auseinanderzusetzen. Bereits vor einigen Wochen zeigte sich, dass die Kräfte und die Lebenslust des Haustiers schwanden, auch Fressen wollte es kaum noch. Ich machte die Kinder auf die Situation aufmerksam und erklärte, dass die Maus bereits sehr alt und schwach wäre und vermutlich bald ihre Zeit zu gehen kommen würde. Wie bereits oben erwähnt, können Reaktionen dann sehr unterschiedlich ausfallen. Während das eine Kind Abstand und Ablenkung sucht, entscheidet sich das andere dazu, noch ganz intensiv Zeit mit dem geliebten Tier zu verbringen, es zu streicheln und sich auf diese Weise zu verabschieden.

Ich selbst bin ein Mensch, der schwer loslassen kann und dem Abschiede alles andere als leicht fallen. In diesen Situationen hilft mir mein Glaube, der mir Kraft gibt und Trost spendet und mich auch für meine Kinder die passenden Worte finden lässt. Andere wiederum können damit gar nichts anfangen und finden andere Wege ihre Kinder in ihrer Trauer zu begleiten. Egal auf welche Weise: wichtig ist schlussendlich bloß, die Gefühle der Kinder ernst zu nehmen und ihnen in dieser Zeit ein aufmerksamer Wegbegleiter zu sein.
