ANGST – Wenn dich Furcht und Sorgen fesseln

Von dem Moment an, in dem du erfährst, dass du schwanger und fortan für ein fremdes Leben verantwortlich bist, ändert sich vieles. Oft weicht die bisherige Unbeschwertheit einer doch gewissen Ernsthaftigkeit. Man macht sich mehr Gedanken über bestimmte Entscheidungen, die man, noch kinderlos, überhaupt nie in Erwägung gezogen hat. Bestimmt kennt ihr den Spruch, dass das Herz fortan außerhalb des Körpers herumläuft. Mit anderen Worten: man wird plötzlich verwundbarer, sensibler.
Die Sorgen um das eigene Kind begleiten uns ein Leben lang. Auch, wenn es längst erwachsen ist, fühlen und leiden wir als Eltern nach wie vor mit (vorausgesetzt natürlich, es besteht eine gesunde, aktive Eltern-Kind-Beziehung). Doch oft sind es gar nicht so die Sorgen um die Kinder (und glaubt mir, davon kenne ich zuhauf), die uns zu schaffen machen, sondern vielmehr die Angst um unser eigenes Wohlergehen.
Wir alle erschaffen uns unsere kleine Blase mit einer halbwegs heilen Welt und hoffen, dass nichts und niemand dieses Glück je trüben wird. Doch wenn wir uns umsehen, auf Social Media mitbekommen, wie Aufrufe gestartet werden für einen Vater, dessen Frau nach der Geburt des dritten Kindes unerwartet verstorben ist, wenn wir in der Kirche bitten für die Schwangere, die eben einen Hirnschlag erlitten hat, wenn wir erleben müssen, wie jemand im engsten Umkreis, Freunde oder Familie, dessen Kinder womöglich gleich alt sind wie die eigenen, gegen eine unheilbare Krankheit kämpft, dann kommt es unweigerlich auf, dieses Gefühl der Unsicherheit, Angst und Sorge, das mitunter in Panik umschlagen kann.
Sowohl gegen Ende meiner zweiten, als auch meiner dritten Schwangerschaft musste ich am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, von den eigenen Gefühlen übermannt zu werden. Ich, die kaum etwas aus der Bahn zu werfen vermag und die planmäßig ihren Kurs fährt, verfiel für einen Moment lang in Panik, beide Male ausgelöst durch eine bevorstehende Dienstreise meines Mannes. Hochschwanger, alleine mit den Kindern – was, wenn jetzt etwas Schlimmes passiert? Was, wenn meinem Mann etwas zustößt? Was, wenn MIR etwas zustößt? Ich muss doch für meine Kinder da sein! Diese Panik überfiel mich beide Male nachts und ich erinnere mich an dieses entsetzliche, unkontrollierbare Gefühl, das mit Herzrasen begann und mir regelrecht die Luft zum Atmen nahm. Ich lief zum Fenster, riss es auf, zitterte am ganzen Körper, als mein Mann wach wurde und mich besorgt fragte, was denn los wäre. Ich erinnere mich, dass ich meinen Zustand schwer in Worte fassen konnte – ich wusste ja selbst nicht, was mir fehlte. Ich erinnere mich an die Tage danach und diese entsetzliche Angst vor der Angst. Die Sorge, dass dieses Gefühl wieder aufkommen könnte. Niemandem, wirklich niemandem wünsche ich dies jemals erleben zu müssen. In meinem Fall halfen schließlich gezielte Atemübungen, konzentriertes Zählen und Rechnen, pflanzliche Beruhigungsmittel und vor allem die Tatsache, dass mein Mann nicht von meiner Seite wich, um wieder meine Mitte zu finden.

Zum Teil sind die Sorgen und Ängste, die wir als Eltern empfinden und die sich nicht vermeiden lassen, ja durchaus sinnvoll. Sie lassen uns zu unserem eigenen Schutz und dem unserer Kinder vorsichtiger, nachdenklicher werden. Wie genau wir mit ihnen umgehen, hängt dabei ganz vom Einzelnen ab. Es mag Menschen geben, die es tatsächlich schaffen jedwedes Unheil auszublenden und die eigene Furcht erfolgreich zu verdrängen. Mir persönlich fällt es hingegen oft schwer, Dinge nicht zu sehr an mich rankommen zu lassen und immer positiv zu bleiben; schon als Kind war ich sehr kopflastig. Um die ständig kreisende Gedankenwelt zur Ruhe kommen zu lassen und sich als Mama nicht im Sog der Ängste zu verlieren, muss sich jede für sich selbst die passende Strategie zurecht legen. Manchen, so wie mir, hilft dabei ihr Gottvertrauen den täglichen Sorgen zu begegnen. Die Gewissheit, nicht nur den eigenen Partner an seiner Seite zu haben, der einen auffängt und hält, sondern jemanden, der IMMER da ist, beruhigt und tröstet. Vielleicht nicht alle, aber mich.