Hilfe! Brustentzündung – Was nun?

Es tut weh. Höllisch weh. Bei jeder kleinsten Bewegung halte ich den Atem an, weiß nicht, wie ich mich aufsetzen soll, jeder Schritt, jede kleinste Erschütterung – eine Qual. Nach vier Kindern brauche ich keinen Arzt um zu wissen: Ich habe mir eine Brustentzündung eingefangen.

Wer eine beginnende Mastitis, so das Fachwort, erkennt und rasch die richtigen Maßnahmen ergreift, hat mitunter die Chance, sich eine tagelange Tortur zu ersparen und die Entzündung ohne Hilfe von Antibiotika in den Griff zu bekommen. In den Stillzeiten meiner vier Kinder musste ich mehrmals erfahren, wie schmerzhaft und langwierig diese Art der Infektion sein kann und blieb auch jetzt, bei unserem Nachzügler nicht davon verschont.

Häufig sorgt das Trinkverhalten des Kindes dafür, dass die Brust nicht gut geleert wird und es zu einem Milchstau kommt – erkennbar an harten, eventuell schon geröteten Stellen an der Brust und Druckempfindlichkeit. Hier gilt es schnell zu handeln: Ausstreichen unter warmem Wasser, Anlegen in unterschiedlichen Stillpositionen oder Abpumpen hat mich damals bei meinem Stillverweigerer oft noch rechtzeitig gerettet. Auch durch wunde Brustwarzen können leicht Keime eindringen. Richtiges Anlegen und Pflege (Tipp: Lanolin Salbe oder auch Heilwolle) sind hier das Um und Auf.

Stillen im Rückengriff anstatt Wiegehaltung

Diesmal war es größtenteils mein eigenes Verschulden, das zu der Misere führte – allem voran: zu viel Stress. Eigentlich sagt einem ja das Wort “Stillzeit” selbst bereits, dass es hier um eine stille, ruhige Zeit gehen sollte. Nun. Still und ruhig geht es bei mir nie zu. Auch kurz nach der Geburt war ich bereits wieder voller Tatendrang und versuchte jeden Tag möglichst viel zu schaffen. “Noch schnell den Einkauf erledigen”, “noch schnell den Brotteig ansetzen”, “noch schnell die Kekse verzieren”, “noch schnell die nächste Wäsche aufhängen”, … Hunderte Dinge auf der täglichen To-do-Liste. Zwischendurch “schnell das Baby stillen”. Nicht zu empfehlen.

Dazu kam, dass ich zuletzt bei meinen Sporteinheiten, die ich gegen Ende der Wochenbettzeit wieder aufnahm, vermutlich die Brustmuskulatur zu sehr beanspruchte, dabei einen zu engen Sport BH trug und im Freien dem lebhaften Wind ausgesetzt war. Schlechte Kombination. Die Rechnung kam sogleich. Anfangs war da bloß ein dumpfer Schmerz, den ich nicht sonderlich ernst nahm (auch eine ziemlich schlechte Idee). Bereits einen halben Tag später fühlte ich mich matt, krank, fiebrig und die Schmerzen wurden immer heftiger. Endlich verstand ich die Signale meines Körpers und zog die Notbremse. Dass ich diesmal ohne Antibiotikum quasi gerade nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen bin, habe ich folgenden Maßnahmen zu verdanken:

Strikte Bettruhe. Zum ersten Mal seit ich mit Baby aus dem Krankenhaus kam, verbrachte ich zwei ganze Tage ausschließlich im Schlafzimmer und schaffte es, den Haushalt zu ignorieren. Mein Mann und die 3 großen Kinder kümmerten sich liebevoll um den Kleinen, wenn er munter war, sodass ich viel schlafen oder zumindest rasten konnte.

Stillen. Stillen. Und nochmals stillen. In allen erdenklichen Positionen. Oft hatte ich Angst, eines der Geschwisterkinder würde das Zimmer betreten und sich fragen, ob ich hier mit dem Babybruder wrestle, während ich über ihm im Stütz kniete, damit sein Unterkiefer beim Stillen gut an die schmerzhaften Stellen gelangte. Unüblich für mich war das Trinken Lassen an beiden Seiten bei jedem Stillvorgang, beginnend immer mit der entzündeten Brust, da diese sonst zu lange Zeit nicht entleert worden wäre. Wenn die zweite Seite dennoch all zu voll blieb und spannte, strich ich sie aus oder setzte für kurze Zeit die Pumpe an.

Trinken. Viel trinken. Noch mehr trinken. Was sich irgendwie aus dem vorher genannten Punkt, nämlich dem oftmaligen Stillen, ergibt. Die Bakterien müssen schließlich ausgeschwemmt werden.

Wickel machen. Mal legte ich nach dem Stillen kalten Topfen (Quark) – gestrichen und eingeschlagen in Küchenkrepp – auf, mal verwendete ich Retterspitz, den ich mir auf Anraten einer Freundin hin bereits in der Schwangerschaft in der Apotheke besorgt hatte. Wichtig: die Brustwarzen aussparen und vor dem nächsten Stillen gründlich waschen!

Braless. Ich lief 3 Tage lang ohne BH durchs Haus (oder eher: lag herum), zumal ich es anders wegen der extremen Schmerzempfindlichkeit auch gar nicht ertragen hätte. Außerdem: Jegliche Zugluft meiden!

Vitamin C. Regelmäßig und viel, und zwar stündlich zumindest 200 mg anfangs. So rückte ich dem Problem auch innerlich zu Leibe, genauso wie mit – jetzt kommt`s – Knoblauch. Iiiihhhh. Rohe Knoblauchzehen, fein aufgeschnitten aufs Brot, zum Beispiel. Ja, kussfrisch ist man dann nicht mehr, aber das ist in der Situation so ziemlich egal. Meine Priorität lag darin, kein Antibiotikum einnehmen zu müssen, da dieses nicht nur die eigene Darmflora zerstört, sondern auch in Spuren in die Muttermilch übergeht. Knoblauch hingegen fungiert als natürliches Antibiotikum.

3 günstige “Wundermittel”: Topfen/Quark, Vitamin C und Knoblauch

Als kurze Zeit, nachdem ich keine Beschwerden mehr hatte, die andere Brust zu schmerzen begann, versuchte ich überdies Softlasertherapie, die tatsächlich rasch anschlug und den Milchstau bzw. die beginnende Entzündung bekämpfte. Viele Hebammen bieten diese Behandlung an, da sich damit auch gute Erfolge bei wunden Brustwarzen oder Narben (Kaiserschnitt, Dammnaht) erzielen lassen.

Natürlich sind die genannten Tipps kein Allheilmittel für jede Brustentzündung, sondern lediglich ein persönlicher Erfahrungsbericht. Doch hoffe ich, dass anderen Leidensgenossinnen damit etwas geholfen ist und sich die eine oder andere Entzündung damit abfangen oder rasch in den Griff bekommen lässt. So bleibt mir nur allen Betroffenen abschließend baldige Besserung zu wünschen!