Homeschooling (Distance Learning) für unsere 3 Schulkinder – Ein erstes Fazit

Vorweg: Auch wenn der zurzeit häufig verwendete Begriff des Homeschoolings in der momentanen Coronavirus Krisensituation sinngemäß nicht der richtige ist, werde ich im Folgenden der Einfachheit halber teils auch diesen Ausdruck verwenden, da er sich beim Großteil der Erwachsenen und Kinder so eingebürgert hat. Tatsächlich handelt es sich beim derzeitigen Unterricht um Distance Learning, da nach wie vor der Lehrer (und nicht wie beim Homeschooling ein Elternteil oder Privatlehrer) für die Wissensvermittlung zuständig ist.
Als Mutter von 3 Schulkindern in drei verschiedenen Schultypen ist es mir möglich nach diesen ersten schulfreien Tagen ein kurzes Resümee zu geben und Vor- und Nachteile des Distance Learnings zu beschreiben. Es folgt ein persönlicher Einblick in die Situation für Volksschule (unser Jüngster, 9 Jahre), Gymnasium Unterstufe (der Mittlere, 12 Jahre) und Gymnasium Oberstufe (die Älteste, 15 Jahre).
Anders als die zwei älteren Geschwister arbeitet unser Jüngster dank der Unterrichtsweise seiner motivierten Lehrerin bereits seit langer Zeit nach sogenannten Wochenplänen. Er ist offene Unterrichtsgestaltung und individuelle Aufgabeneinteilung gewöhnt und die Umstellung, all seine Arbeit nun von zuhause aus zu erledigen, fiel ihm nicht schwer. Seitens der Lehrerin wurden einfach vorab drei Wochenpläne und die dafür benötigten Materialien (Hefte, Bücher, Kopien) ausgehändigt – es erfolgt also alles analog. Bisher traten hier abgesehen von den üblichen auftauchenden Fragen bei Hausübungen keinerlei Probleme auf (Details zur Arbeitssituation folgen unten). Auch sind wir mit der Lehrerin telefonisch in Kontakt, da sie regelmäßig Feedback seitens der Kinder hören möchte und sich auch erkundigt, wie es ihnen geht.

Ein weiterer relativ unkomplizierter Fall ist das älteste Kind in der Oberstufe des Gymnasiums. Ich führe dies darauf zurück, dass die Schüler bereits seit einiger Zeit mit dem Laptop arbeiten und in nahezu allen Unterrichtsfächern Arbeitsaufträge digital zu erledigen haben. Unsere Große arbeitet eigentlich vollkommen autonom anhand der Informationen, die sie von ihren Lehrern erhält. Über die Plattform „School Fox“ erhalten wir Eltern in diesem Fall meist nur generelle Infos, die eine Mitteilungsbestätigung erfordern, aber nur in den wenigsten Fällen die Arbeitsaufträge selbst beinhalten.

Anders bei unserem Mittleren, 12 Jahre, Schüler der Unterstufe des Gymnasiums. Hier stelle ich fest, dass sich Lehrer uneinig darüber zu sein scheinen, wer Ansprechpartner für die To-Dos ist: Schüler selbst oder doch die Eltern? Für diese Altersklasse (und folglich deren Eltern) fällt die Umstellung auf das derzeitige Distance Learning meiner Erfahrung nach am schwersten. Dabei liegt es nicht am Inhalt des Schulstoffs, sondern an der Art und Weise, wie dieser übermittelt wird und bearbeitet werden soll.

Es steht außer Frage, dass sämtliches Lehrpersonal, genauso wie Schüler und Eltern, von der Entscheidung der raschen Schulschließungen überrascht wurden. Dann innerhalb kürzester Zeit auf Distance Learning umzustellen ist natürlich eine Herausforderung. Mein Hauptkritikpunkt ist, dass seitens der Lehrer keine einheitliche Kommunikationsplattform verwendet wird. Wer keine profunden PC Kenntnisse besitzt, ist natürlich stark im Nachteil und greift, dafür habe ich Verständnis, auf Arbeitsaufträge per Mail zurück, die zuhause ausgedruckt werden sollen (Zusätzlich zu den Massen an Klopapier hätten Eltern wohl auch für ausreichend Vorrat an Kopierpapier sorgen sollen!). Jüngere Lehrer hingegen greifen meist auf Plattformen zurück, bei denen die Übungen am PC erledigt und online retourniert werden sollen. Dumm nur, dass die Kinder in diesem Alter eben sehr wenig Erfahrung damit haben bzw. überhaupt noch nie damit gearbeitet haben.
„Mama, wie geht das?“, „Mama, wie speichere ich das?“, „Mama, das hier gehört aber gedruckt!“, „Mama, jetzt ist alles wieder gelöscht!“ Unter anderem sorgen Formatierungsprobleme häufig dafür, dass für Arbeitsblätter und Aufträge, die in 10 Minuten erledigt sein könnten, Stunden draufgehen – Tränen des Zorns inklusive, weil man irgendwann die Nerven schmeißt. In den letzten Tagen bin ich noch nie so viel gefordert gewesen von einem Jungen, der sonst wirklich ALLE Schulsachen erledigt, ohne dass ich in irgendeiner Form helfen müsste. Und er dürfte kein Einzelfall sein. Von zahlreichen Eltern erhielt ich das Feedback, dass die Lage bei ihnen nicht anders wäre. Stellt sich mir die Frage, wie Kinder tun sollen, deren Eltern auswärts arbeiten, und die wirklich, was Schulaufgaben betrifft, auf sich alleine gestellt sind. Und bei denjenigen, deren Eltern im Homeoffice arbeiten, ist fraglich, ob genügend Ressourcen zur Verfügung stehen. Hier bei uns wäre es zum Beispiel im Moment undenkbar Laptops teilen zu müssen. Auch die Internet Leitung stößt zeitweise an ihre Grenzen.
Nachdem die Arbeitsaufträge wie gesagt teils über verschiedene Plattformen kommen, teils an den Schüler selbst, teils an die Eltern per School Fox oder Mail, hielt ich es für notwendig einen Plan zu erstellen, was bis wann zu erledigen ist und in welcher Form es retourniert werden soll, da man bei dieser Zahl an Unterrichtsfächern mitunter den Überblick verliert. Wer möchte, kann sich die Doc Datei am Ende des Artikels gerne herunterladen. Insgesamt, und das ist mir auch wichtig anzumerken, finde ich es großartig, wie sorgfältig alle Lehrer unserer Kinder – auch wenn es eben nicht ganz so einfach wie erhofft verläuft – ihrem Lehrauftrag nachkommen und auch für Fragen bei Unklarheiten stets zur Verfügung stehen. Und ich bin optimistisch, dass nach dieser ersten Woche voller Startschwierigkeiten das Distance Learning in Zukunft besser klappen wird.

Zum Schluss möchte ich noch kurz schildern, wie der häusliche Unterricht bei uns generell abläuft und wie die Kinder dazu stehen. Und hier sei gleich gesagt: die Anpassung der Unterrichtszeit an den eigenen Biorhythmus empfinden alle als äußerst angenehm. In der Früh ist es weniger stressig, denn die Kinder dürfen ausschlafen und sind dann dementsprechend aufnahmefähig und motiviert. Bei uns wird (abgesehen von der Großen, die sich für gewisse Arbeitsaufgaben in ihr Zimmer zurückzieht) stets alles gemeinsam am großen Esstisch erledigt. Das führt einerseits dazu, dass die Kinder sich in vielen Dingen gegenseitig helfen und auf diese Weise viel voneinander lernen, andererseits aber natürlich auch dazu, dass hier mitunter, nun ja, wirklich gute Stimmung herrscht. So gut, dass ich hin und wieder einschreite und wieder zu mehr Konzentration aufrufe. Aber das klappt dann auch. Denn schließlich ist auch den Kindern daran gelegen, die Schulsachen fertig zu bekommen, damit sie Freizeitaktivitäten nachgehen können. Gerade bei schönem Wetter ist der Garten vor der Nase ein großer Ansporn.
