Lieber, blöder Bruder – Eifersucht unter Geschwistern

Geschwister sind jene Personen, die einen die längste Zeit seines Lebens begleiten, ohne, dass man sie sich aussuchen kann. Denn ob man nun einen Bruder oder eine Schwester bekommt, entscheiden schließlich die Eltern, sei es nun wohlüberlegt oder quasi durch einen „Unfall“.
Jede Geschwisterbeziehung ändert sich im Laufe der Zeit. Mal steht man sich sehr nahe und pflegt häufigen Kontakt, mal reißt dieser mitunter komplett ab und wird erst im Alter wieder aufgenommen, oder gar nicht. Denn wie sich eine derartige Beziehung entwickelt, hängt immer von vielerlei Faktoren ab.
Als Erstgeborene von drei Geschwisterkindern erkannte ich rasch, was es heißt Verantwortung zu übernehmen und fand mich stets in einer recht dominanten Rolle. (Mehr zum Thema Geschwisterkonstellation und Geburtsreihenfolge gibt es bald). Meine Geschwister können wohl ein Lied davon singen :D. Und obwohl wir unterschiedlicher nicht sein könnten, haben wir heute nach wie vor einen sehr guten Draht zu einander. Wir teilen Freud und Leid miteinander und haben stets ein offenes Ohr für den anderen.
Für mich stand eigentlich rasch fest, dass auch ich einmal drei Kinder haben wollte. Ein Altersabstand von jeweils 3 Jahren schien mir dabei perfekt (und ist es für mich nach wie vor). Als Mutter hatte ich so nie den Stress von 2 Wickelkindern und die Kinder unter sich dennoch immer Spielgefährten. Lediglich das Dreiergespann erweist sich nach wie vor hin und wieder als etwas problematisch.
Hier kommen wir auch zum Punkt: Geschwister sind nicht stets nur Freunde, sondern buhlen in gewisser Weise um die Gunst der Eltern. Diese Rivalität zieht sich durch die gesamte Kindheit und wird selbst von manchen Erwachsenen noch nicht abgelegt. Leider tendieren wir als Eltern dazu oft Vergleiche zu ziehen und stacheln damit aber den Wettkampf unter den Kindern nur noch mehr an.

Die Schwierigkeit in der Erziehung liegt darin, die Unterschiede der Kinder anzunehmen und sie dementsprechend individuell zu behandeln, ohne, dass der Eindruck entsteht jemand würde bevorzugt oder benachteiligt. In den Augen der Kinder ist dies freilich schwer nachvollziehbar und wird mehr als oft auf ein „Aber wieso?“ und „Das ist so unfair!“ hinauslaufen.
Denn so unterschiedlich die Charaktere der Geschwister sind, so unterschiedlich gilt es auch als Eltern zu handeln. Während ein Kind extrem viel Schmuseeinheiten braucht und auch einfordert, benötigt ein anderes mehr Abstand. Während bei einem Kind ein strenger Blick ausreicht, wenn es etwas angestellt hat, geht bei dem anderen jeder laute Tadel bei dem einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Während man einem Kind mit dem Essen förmlich hinterherrennt, nimmt man es dem anderen besser weg, da es maßlos in sich hineinstopfen würde. Die Liste lässt sich noch sehr lange fortsetzen.
Versetzt man sich aber nun in die Lage der Kleinen, so muss man eingestehen: es wirkt doch in der Tat ungerecht, dass Mama den Bruder für seine schulischen Leistungen mehr lobt, oder dass die kleine Schwester im Elternbett schlafen darf, man selbst dies aber nicht durfte. Hier ist Eifersucht vorprogrammiert und auch etwas ganz Normales. Die Frage ist, wie wir es als Eltern schaffen den Kleinen unser Handeln verständlich zu machen. Dabei gilt: je jünger die Kinder, umso schwieriger ist das ganze natürlich. Und schlussendlich sollten wir uns bewusst sein, dass Menschen generell, auch wir Erwachsene, anders mit (scheinbaren) Ungerechtigkeiten klar kommen.