Mein Kind, der Bücherwurm

Oft werde ich darauf angesprochen, wie ich es schaffe, dass meine Jungs so viel lesen, ja, Bücher regelrecht verschlingen. Gibt es vielleicht ein Geheimrezept dafür, wie man Kinder zu Leseratten erzieht? Ich möchte diesmal von unserer persönlichen Situation berichten und erzählen, welcher Lesestoff bei meinen Kindern gut oder weniger gut ankommt und weshalb.
Als Eltern sind wir in sämtlichen Belangen Vorbild für unsere Kinder. Durch unser Leben und unseren Umgang mit Literatur nehmen wir großen Einfluss auf deren Verhalten. In Haushalten, in denen kaum ein Buch vorhanden ist und Erwachsene so gut wie nie lesend anzutreffen sind, wird man folglich eher selten kleine Leseratten finden. In unserem Fall ist mein Mann derjenige, der regelmäßig Bücher wälzt, sei es zum Vergnügen oder zur Fortbildung, und damit eine gewisse Vorbildwirkung einnimmt.

Ich hingegen war, wenn man so will, für die frühkindliche Erziehung hin zum Lesen verantwortlich. Auch dank meines Berufs verfüge ich über eine große Sammlung (englischsprachiger) Kinderbücher, aus der die Kinder täglich ihre Lieblingsgeschichte(n) wählen durften. Wer mich kennt, weiß: Auch wenn ich zum eigenen Vergnügen kaum lese, so liebe ich es doch, kleinen Kindern vorzulesen und dabei in verschiedene Rollen zu schlüpfen und Stimmen zu imitieren. Ich führe die Tatsache, dass alle drei großen Kinder in der Schule keinerlei Probleme beim Lesen Lernen hatten, auch darauf zurück, dass sie von klein an mit Bilderbüchern und später Mitlesebüchern vertraut waren.
Ein ganz wesentlicher Punkt, der ein Kind entweder zum Lesen anspornt oder aber sämtliche Freude daran nehmen kann, ist, wie in der Schule damit umgegangen wird. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass ein Grundschullehrer die Lesekompetenz der Schüler in hohem Maß mit entsprechendem Material fördern sollte. Das Problem dabei ist, dass, sobald Zwang ins Spiel kommt, der Spaß an der Sache schwindet. Ich erinnere mich gut daran, dass mein Ältester – mittlerweile die größte Leseratte der Familie – eine Zeit lang bei jedem Buch meckerte und nie aus freiwilligen Stücken las, weil er durch die unendlich lange Leseliste der Lehrerin dazu verpflichtet wurde.
Was tun aber, wenn ein Kind sich generell beständig weigert, zu einem Buch zu greifen, selbst, wenn man kontinuierlich in Bestseller mit Helden aus Film, Fernsehen oder YouTube investiert, bloß damit diese dann in der Ecke verstauben? Da ich auch ein Kind habe, das tatsächlich (so wie ich) nur ganz selten zum Lesen zu bewegen ist, kann ich sagen: Auch dafür gibt es eine Lösung!
Das Zauberwort in diesem Fall lautet: Hörspiele. Bei uns verging kaum ein Tag, an dem nicht mindestens drei Hörspiel CDs liefen. Egal, ob die gerade angesagten TV Serien (Lego Ninjago,…) oder Wissenswertes wie “Was ist Was?” – die Kinder ließen sich ständig von den Geschichten berieseln, auch gerne abends zum Einschlafen. Irgendwann wurde die “Die drei ???” und die “Die drei !!!” Reihe mit ihren Kriminalgeschichten interessant und CDs in den letzten Jahren mehr und mehr durch die Online Streaming Variante ersetzt. Ein Abo zahlt sich für unsere Bedürfnisse wirklich aus, wenn ich die Kosten bedenke, die wir früher für CDs hatten. Außerdem gibt es tolle, exklusive Hörspiel Reihen wie “Das Dorf”, das die Kinder regelrecht durchgesuchtet haben.
Zwar bleibt die Lesekompetenz beim bloßen Zuhören etwas auf der Strecke, doch ich stelle fest, wie sehr die Kinder ihren Wortschatz und Ausdruck erweitern. Sobald in der Schule dann die ersten Aufsätze fällig sind, zeigt sich der positive Einfluss der zahlreichen Geschichten, die einem als Eltern zugegebenermaßen irgendwann ziemlich auf die Nerven gehen können. Dann helfen nur mehr Kopfhörer.

Zuletzt noch der Tipp von mir: Nehmt euch Zeit und lasst eure Kinder in einer Bücherei oder Buchhandlung durchschmökern. Zeigt ihnen Geschichten, die ihnen gefallen könnten, aber lasst sie dann selbst wählen. Die heutigen Kinder- und Jugendbücher sind zumeist optisch sehr ansprechend und toll aufgemacht und liefern mit Bildern Auflockerung beim Lesen. Meine Jungs haben zum Beispiel Gregs Tagebücher gern gelesen (später dann jedoch auch hier die Hörbücher bevorzugt). Eine Zeit lang war Thomas Brezina als Autor hoch im Kurs. Und im Moment sind es eben Minecraft Bücher – sowohl Anleitungen als auch Geschichten.
Obwohl ich in sämtlichen Belangen eine Sparfüchsin bin und es für meine Kinder selten “einfach so” etwas geschenkt gibt: Für Bücher bin ich jederzeit zu haben. Manche wandern in die hauseigene Bibliothek und andere werden nach einiger Zeit an Freunde weitergegeben oder online verkauft. Auch aus der Stadtbücherei holen wir uns übrigens regelmäßig kostengünstig Lesestoff. Und früher gab es ab und zu zur Belohnung (recht teure) Comics aus Supermarkt oder Trafik.
Egal also, in welcher Form ihr euren Kindern Lesestoff unterjubeln könnt: wichtig ist, DASS ihr es tut und dass ihr am besten zeitig damit beginnt. Denn wie ein altes Sprichwort so schön sagt: “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr”.
