No photos, please! – Wenn private Aufnahmen die Runde machen

Mit unserem 4. Kind stehen wir im digitalen Zeitalter als Eltern vor ganz neuen Herausforderungen. Während vor 15 Jahren zum größten Teil mit Kameras fotografiert wurde und Social Media noch ein Fremdwort war, so besitzt heute nahezu jeder ein Smartphone, das jederzeit griffbereit ist. In unserer vernetzten Welt ist es dann möglich, Film- und Tonaufnahmen über diverse Kanäle mit Mitmenschen zu teilen und sie so an unserem Leben teilhaben zu lassen.

Eine großartige Sache also, die moderne Technologie. Doch halt. Ganz so einfach ist das Ganze nicht, wie wir jetzt feststellten. „Einmal im Netz, immer im Netz“ lautet der allseits bekannte Warnhinweis. Deshalb wählen wir Bilder und Videos, die wir gerne teilen möchten, auch sorgfältig und in Abstimmung mit den älteren Kindern aus. Doch gibt es selbstverständlich auch zahlreiche private Momente, an denen man die Familie und vielleicht die engsten Freunde teilhaben lassen möchte. Bei unseren älteren drei Kindern geschah dies in Form von Print-Fotos, die Großeltern und Tanten und Onkel fürs private Familienalbum nutzen konnten. Nun, da Fotos digital ohne Kosten und großen Aufwand augenblicklich per Handy verschickt werden können, stellte sich uns jedoch die Frage, inwiefern wir privates Bildmaterial tatsächlich teilen sollten, wenn wir damit die Kontrolle über weitere Handhabe verloren.

So schnell kann’s gehen

Einerseits möchte man die liebe Familie gern teilhaben lassen am eigenen Glück, andererseits sieht man sich möglicherweise mit Verwandten konfrontiert, denen diese Teilhabe alleine nicht ausreicht. Die ihrerseits voll Freude und Stolz oder einfach übermäßigem Mitteilungsbedarf ihre Mitmenschen mit den ihnen zur Verfügung gestellten Privatfotos zwangsbeglücken. Und schon machen Babyaufnahmen die Runde. Das führt auch dazu, dass bestimmte Informationen, die man als Eltern gerne selbst mitgeteilt hätte, bereits vorab an den gesamten Verteilerkreis weitergegeben werden. Das mag für manche Eltern auch vollkommen in Ordnung sein. Für mich persönlich jedoch ist „Ach, das Bild kenne ich eh schon!“ kein Satz, den ich als Mutter bei der Verkündung von Babynews gern hören hätte wollen. Hier galt es für uns also vorab klare Regeln aufzustellen und darauf hinzuweisen, was in Ordnung geht und was eben nicht. Und darauf zu vertrauen, dass Familie (und Freunde) sich an die Vorgaben halten. Hundertprozentige Sicherheit darüber, dass Fotos nicht weitergeleitet werden, erhält man natürlich nur, wenn man selbst vom Verschicken absieht.

Noch um einiges schwieriger verhält es sich mit Aufnahmen, die von Freunden und Verwandten auf deren Geräten gemacht werden. Vermutlich möchte keiner Oma und Opa verbieten, Erinnerungsfotos vom neuen Erdenbürger zu schießen. Bloß: was in deren Augen „süß und herzig“ und somit teilenswert ist, ist es nicht notwendigerweise aus Elternsicht. Es ist eines, wenn Aufnahmen nur für private Zwecke dienen, aber etwas ganz anderes, wenn sie unbedacht und ohne Rücksprache aus der Hand gegeben werden. Für mich persönlich ist es selbstverständlich, dass ich mir für Bilder, die haushaltsfremde Personen zeigen, erst eine Einverständniserklärung einhole, bevor ich sie in meinem Namen veröffentliche oder weiterleite. Schließlich hat jeder ein Recht auf Schutz der Privatsphäre – welcher im Fall von Minderjährigen eben bei den Erziehungsberechtigten liegt. Sie sind es auch, die sich dem Kind gegenüber verantworten müssen, wenn es Jahre später Fotos von sich im Netz findet, die ihm unangenehm oder peinlich sein könnten. Daher gilt: besser zweimal überlegen, bevor man überschwänglich etwas postet oder verschickt und klare Regeln aufstellen.