Pflanzentoxine: Die unerkannte Gefahr im Garten

Gerade im Sommer verbringe ich mit den Kindern viel Zeit im Freien, sei es bei Spazier- und Erkundungsgängen oder beim Spielen im eigenen Garten. Oft laufen wir barfuß und in Badesachen durchs Gras und genießen die Natur. Leider lauert hier aber auch so manche Gefahr. Da ich bereits zum zweiten Mal mit einem Pflanzensaft in Berührung kam, der bei mir schlimme Hautreaktionen auslöste, möchte ich unbedingt Bewusstsein schaffen für dieses Problem. Vielleicht bleibt damit dem einen oder anderen etwas Leid erspart. Die Bilder der Wunde werden nicht automatisch angezeigt, da der eine oder andere dies womöglich nicht sehen möchte.
Vor 2 Jahren, es war ein heißer Sommertag, stoppten wir bei einer Radtour kurz, um das Flussufer zu erkunden. Mit meiner kleinen Nichte am Arm stapfte ich in Sandalen auf einem Trampelpfad durchs Gestrüpp hinunter zum Wasser. Wir spielten eine Weile und machten uns dann auf den Heimweg. Am nächsten Tag bemerkte ich ein Brennen auf meinem Fußrücken und entdeckte einen roten Fleck und kleine Bläschen. Anfangs vermutete ich einen Insektenstich. Mit der Zeit – wir waren natürlich viel im Freien, da es draußen schön und sonnig war – wurden die Bläschen immer größer und praller. Ich begann im Internet zu recherchieren und fand verschiedene Erklärungen, die allesamt nichts Gutes verhießen. Also ab ins Krankenhaus.

In der Dermatologischen Abteilung öffnete man mir die Blasen und erklärte, es handle sich vermutlich um eine phototoxische Reaktion auf eine Säure bzw. ein Pflanzengift. Genauere Angaben über die Ursache konnte ich ja leider selbst nicht geben. Durch die Sonneneinstrahlung kommt es zu einer entzündlichen Hautreaktion, ähnlich einer Verbrennung oder Verätzung. Die Wunde wurde desinfiziert und abgeklebt und mir wurde eine cortisonhältige Creme verordnet. Ich dachte, die Sache wäre nun erledigt.

Nach einigen Tagen bemerkte ich allerdings eine Verschlechterung. Trotz aller Sorgfalt hatte sich die Wunde infiziert und begann zu eitern. Innerhalb kürzester Zeit ging es mir plötzlich insgesamt schlechter. Ich bekam Fieber. Mein Fuß schmerzte so sehr, ich konnte ihn nicht einmal am Boden aufsetzen. Wieder zum Arzt. Antibiotikum für 14 Tage. Regelmäßige Checks und Wundreinigung, um die Nekrose (also das Absterben des Gewebes) in den Griff zu bekommen. Ich humpelte tagelang mit Krücken und hatte heftige Schmerzen. Mein Gedanke waren stets: “Gottseidank hat es nicht meine Nichte erwischt!” Nicht auszumalen, wie schlimm eine solche Infektion für sie oder eines meiner Kinder gewesen wäre.
Da die einzelnen Eiterherde sehr tief waren, dauerte die Heilung lange und es bildeten sich unansehnliche Narben auf meinem Fußrücken, die heute, 2 Jahre später, trotz intensiver Narbenpflege noch sichtbar sind.

Ihr könnt euch denken, dass ich etwas unentspannt war, als ich kürzlich feststellte, dass die Stelle an meiner Hand, von der ich ursprünglich vermutete, sie wäre eine Brandwunde, nach einiger Zeit plötzlich Bläschen bildete. Mir schwante nichts Gutes. Tatsächlich hätte ich eine Verbrennung am heißen Backblech ja irgendwie bemerken müssen. Stattdessen war ich – soviel kann ich rückblickend eruieren – wohl bei der Gartenarbeit wieder mit einem giftigen Pflanzensaft in Berührung gekommen. Ich erinnere mich daran, einen gebrochenen Zweig unseres Feigenbaums, aus dem Milch austrat, angefasst zu haben. Aber es könnte auch jedes andere Gras, das hier wächst (auch entlang des Bachs) gewesen sein, das die Reaktion auslöste.
Das Tückische dabei: man merkt erst gar nichts. Erst am Tag darauf, als ich im Freien und der Sonne ausgesetzt war, entwickelte sich zuerst ein dunkler Fleck, der aussah und schmerzte wie eine Brandwunde. Mit der Zeit fing die betroffene Hautstelle dann an Blasen zu werfen. Diesmal entschied ich mich, dass diese keinesfalls geöffnet werden sollten – was mir auch die Ärzte rieten – um das Infektionsrisiko zu minimieren. Stattdessen schmierte ich die Stelle regelmäßig dünn mit Cortisonsalbe ein (Kosten/Nutzen Abwägung in der Stillzeit, in der ich mich ja befinde – aber in meinem Fall dringend notwendig), schützte sie im Freien mit einem Pflaster vor weiterer Sonneneinstrahlung und achtete darauf, dass sie nicht zu feucht oder schmutzig wurde. Im Urlaub ging ich vorsichtshalber weder schwimmen noch in eine Sauna. Zehn Tage nach Kontakt mit dem Pflanzengift ist die Wunde diesmal schön abgeheilt und nur noch dünn verkrustet. Ich bin also mit einem blauen Auge davon gekommen.

Mir persönlich ist es einfach wichtig, andere aufzuklären, da viele vielleicht anfangs erstmal nicht wissen, was genau los ist. Deshalb: Achtet im Freien darauf, wenn ihr Kontakt mit Pflanzen oder Gräsern habt. Seid besonders vorsichtig mit austretenden Pflanzensäften und wascht euch im Anschluss an die Gartenarbeit gründlich. Tragt Schutzhandschuhe oder entsprechende Kleidung bei Wanderungen. Und seid achtsam bei Brandflecken, die ihr “nicht bemerkt habt” und meidet sofort Sonnenlicht! Durch die UV-Einstrahlung wird die phototoxische Reaktion in Gang gesetzt und die giftigen Substanzen greifen die Hautzellen an. In Zukunft werde ich wohl noch vorsichtiger bei Arbeiten im Garten und Spaziergängen durchs hohe Gras sein.