Schwanger in Zeiten der Corona Krise: Wehwehchen und Sorgen kurz vor der Geburt

Ja, ich gebe es zu. Hin und wieder raunze ich ein bisschen. „Raunzen“, das ist im Übrigen der österreichische Ausdruck, um seinen Unmut kundzutun. Auf gut deutsch: zu meckern und dauernd unzufrieden zu nörgeln also. Vor einiger Zeit wurde mir dies allerdings von meiner Schwester verboten. „DU darfst gar nichts sagen! Du hast nicht EINMAL gekotzt!“ Okay, ganz richtig ist das nicht, denn tatsächlich habe ich mich in den 4 Schwangerschaften einmal übergeben, als ich eine Vitamintablette auf leeren Magen nahm, aber es blieb bei diesem einen Mal. Ergo: ich hätte nicht wirklich das Recht mich zu beklagen.

Tatsächlich möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, gerade zur Zeit, von heftiger, behandlungsbedürftiger Schwangerschaftsübelkeit geplagt zu werden. In meiner Familie gibt es Fälle, in denen diese ganz massiv, inklusive mehrerer Krankenhausaufenthalte, ausfiel, und dann wieder diejenigen, die, so wie ich, keinerlei Probleme hatten. Dafür bin ich unendlich dankbar. Überhaupt schätze ich mich glücklich von größeren Beschwerden oder Problemen bisher verschont geblieben zu sein. Schwangerschaftsdiabetes, Wasseransammlungen, Blutungen, vorzeitige Wehentätigkeiten,… die Liste möglicher Komplikationen ist lange und viele Schwangere sind wirklich zu bedauern. Ganz schwierig stelle ich es mir da vor, wenn man bereits ältere Kinder zuhause hat, die versorgt gehören. Hut ab vor allen Müttern, die da durch müssen!

Mein Respekt gilt auch jenen, die von einer Schwangerschaft körperliche Spuren davongetragen haben, die zwar nicht gesundheitlich bedenklich wären, aber doch optisch deutlich auffallen und die es schaffen, sich ohne weiteres damit abzufinden. Meine Sorge, diesmal Schwangerschaftsstreifen abzubekommen, wurde mir von zwei Ärzten genommen, die meinten, dafür wäre ich mit 37 und drei vorangegangenen Schwangerschaften vermutlich ohnehin „zu alt“. Meist wären es die sehr jungen Mütter, deren Haut durch die Überdehnung Schaden davontrage – eine Information, die mir neu war.

Ganz spurlos geht natürlich auch aber an mir keine Schwangerschaft vorbei – wobei, wie gesagt, auch hier wohl das auferlegte Raunzverbot in Kraft tritt. Bloß, dass es leider diesmal tatsächlich eine Sache gibt, die nicht nur optisch stört, sondern auch Beschwerden bereitet und folglich saniert gehört. Eine Auswölbung oberhalb des Bauchnabels, die anfangs lediglich als lokale Bindegewebeschwäche betrachtet wurde, stellte sich leider doch als Bruch heraus, den ich mir nach dieser vierten Schwangerschaft wohl oder übel werde richten lassen müssen. Wie, wo und wann genau dies erfolgen wird, auch das steht in Anbetracht der derzeitigen Situation mit unzähligen aufgeschobenen OP Terminen im Gesundheitsbereich in den Sternen.

In einer Zeit, in der alle tunlichst versuchen gesund zu bleiben, hört man natürlich vermehrt auf seinen Körper und nimmt Veränderungen intensiver wahr. So fällt mir in letzter Zeit zum Beispiel öfters auf, dass am Ende des Tages oder nach längerem Stehen (z.B. in der Küche) meine Unterschenkel und Knöchel ziemlich geschwollen sind. Das kenne ich von keiner der vorherigen Schwangerschaften. Meine Ärztin versicherte mir allerdings, dies wäre ganz normal und bei anderen Frauen oft viel schlimmer. Es läge einfach an meinem Alter…

Vielleicht ist auch genau das der Grund, weshalb vieles mit Babybauch nun schwerer fällt als vor 15 Jahren und ich ihn deshalb ehrlicherweise öfters als Einschränkung empfinde. Denn ja, tatsächlich vermisse ich die Bewegungsfreiheit, die ich in den letzten Jahren gewohnt war. Sportliche Tätigkeiten gehören für mich zum Alltag einfach dazu und tragen zu meinem Wohlbefinden bei. Aber gegen Ende der Schwangerschaft fallen da viele Dinge einfach flach, da zu riskant (z.B. Slackline). Wobei man zur Zeit auch als Nicht-Schwangere ohnehin von Sportarten mit erhöhter Verletzungsgefahr Abstand nehmen sollte.

Vielleicht ist es auch die Sorge wegen der Hernie, dass ich mich diesmal – deutlich mehr als bei den 3 Malen zuvor – auf ein Ende der Schwangerschaft freue. Ganz gewiss ist es aber die aktuelle Situation rund um die Corona Krise, die dazu beiträgt, dass ich, je mehr wir uns dem Geburtstermin nähern, nicht mehr so entspannt bin als Schwangere.

Es gibt viele Fragen, viel Ungewissheit darüber, wie die Geburt und die Zeit danach verlaufen wird, wenn Krankenhäuser vollkommen überlastet und Besucher verboten sind. Jeden Tag kommen neue Richtlinien heraus, neue Vorgaben für das medizinische Personal und auch die Schwangeren. Da ist von Mundschutzpflicht für alle im Kreißsaal die Rede, also auch für die Gebärende. Davon, dass der Vater ausschließlich in den Kreißsaal kommen darf und man, wenn es z.B. aufgrund eines vorzeiten Blasensprungs länger dauert, erstmal alleine ist. Dass man auch alleine ist, wenn der Vater nach der Geburt das KH verlässt, um sich um die Geschwister zu kümmern, man selbst aber noch aus gesundheitlichen Gründen bleiben muss – mit ein Grund, weshalb ich zum ersten Mal mit dem Gedanken einer ambulanten Geburt spiele. Etwas, das ich schlussendlich jedoch nur ganz spontan entscheiden kann.

Es bleibt also spannend. Aber wie dem auch sei, ich versuche die letzten Wochen dennoch ganz bewusst zu erleben und dankbar zu sein dafür, dass ich keine gröberen körperlichen Beschwerden in Kauf nehmen muss und nach wie vor für meine Familie einsatzfähig bin. Und die Tatsache, dass ich bereits drei Kinder zur Welt gebracht habe, und mein Gottvertrauen geben mir die nötige mentale Stärke und Zuversicht, dass ich auch diese Geburt in Krisenzeiten hinkriegen werde. Schließlich hilft hier kein Raunzen. Man muss es nehmen, wie es kommt.