Schwanger mit 22 vs. schwanger mit 37

15 Jahre. Exakt 15 Jahre liegen zwischen meiner ersten und dieser, meiner vierten, Schwangerschaft. Interessant, wie die Reaktionen vieler Mitmenschen im Grunde genommen die gleichen blieben. „Jetzt schon? So früh?“ bzw. „Jetzt noch? So spät?“ und „Das war aber nicht geplant?!“ waren Sätze, die immer wieder fielen. Anscheinend hat man sich als Frau an ein genaues Zeitfenster und eine Kinderanzahl (und Geschlecht!) zu halten, damit das Umfeld zufrieden ist. Sei‘s drum. Ich hatte mit meinem Sturkopf schon immer genaue Vorstellungen und jedes einzelne meiner Kinder war ein geplantes, wenn man so will, exakt getimtes, Wunschkind.

Gegen Ende des Studiums stand für mich fest, dass dies der perfekte Zeitpunkt für eine Schwangerschaft wäre, schließlich musste ich nicht mehr so häufig zur Uni pendeln. Mein Mann war bereits fertig mit seiner Diplomarbeit und hatte einen Job in Aussicht. Interessanterweise ließen mich Jahre später genau jene, die am meisten Kritik an unserer Entscheidung geäußert hatten, wissen, wie großartig unser Timing gewesen wäre und dass wir alles richtig gemacht hätten. Bei der Überreichung des Diploms war ich mit 22 Jahren die einzige Absolventin, die ein Neugeborenes am Arm hielt, und darauf stolzer als mich jede Urkunde hätte machen können. Es gab keinen einzigen Tag, an dem ich meine Entscheidung jemals bereut hätte. Im Gegenteil. Ich würde es jederzeit wieder so machen.

Mit 22 strotzt man vor Energie. Körper und Geist sind noch jugendlich frisch, man nimmt vieles locker. Jetzt, 15 Jahre später, sieht die Welt schon etwas anders aus. Der Körper springt nicht mehr so rasch in seine Form zurück. Stattdessen zeichnen sich Falten und Dellen ab und die Schwerkraft tut ihr Übriges. Auch in puncto körperlicher Leistungsfähigkeit ist der Zenit mit 37 Jahren, so stelle ich fest, scheinbar schon überschritten. Und das Nervenkostüm, ja, das lässt eindeutig zu wünschen übrig. Längeren Schlafmangel steckt man nicht mehr so einfach weg und Kinderlärm kann ganz schön zusetzen, wenn man ihn nicht, so wie ich, über die vielen Jahre einfach schon gewöhnt wurde. Darüberhinaus ist man nachdenklicher und macht sich mehr Kopfzerbrechen über Entscheidungen, die früher aus dem Bauch heraus kamen.

Jetzt, da mehr als die Halbzeit meiner Schwangerschaft bereits hinter mir liegt, beginnt für mich so richtig die Zeit des Genießen Könnens (was übrigens nicht in jeder Schwangerschaft der Fall war, aber mehr dazu bald). Kein Sodbrennen mehr, keine leichte Übelkeit, aber dafür deutliche Kindsbewegungen – ein wundervolles Gefühl zu wissen und miterleben zu dürfen, dass da ein kleines Herz unter dem eigenen schlägt. Und das ist etwas, das sich nie ändern wird, egal ob man mit 20 ein Kind bekommt oder 40. Bald gibt’s übrigens weitere Updates zu meiner vierten Schwangerschaft und mehr zum Thema Geburt!