Unser Leben mit Nachzügler – der erste Quartalsbericht

“Alles nochmal von vorne?!”, so lautete die kritische Reaktion der meisten Mitmenschen auf die Nachricht über unseren erneuten Nachwuchs im letzten Herbst. Ich selbst hatte mir, gerade WEIL die 3 älteren Geschwister nun bereits so selbstständig waren, ja ein weiteres Baby sehnlichst gewünscht. Alle Bekannten, die mit vielen Jahren Abstand noch einen Nachzügler bekommen hatten, hatten mich dank ihrer positiven Erzählungen in meinem Plan sehr bestärkt.

Nun bin auch ich eine derjenigen, die vom Leben mit Nachzügler schwärmen können. Beim ersten Kind ist man unerfahren und dementsprechend unsicher. Bei den mit geringem Abstand folgenden Kindern wird man zwar gelassener, aber steht doch oft recht unter Stress. Ich erinnere mich zurück an die Zeiten, als ich mit 2 Kindergartenkindern und einem Baby morgens stets alleine war – nassgeschwitzt und mit den Nerven oft am Ende, bis wir endlich alle außer Haus waren.

Mit einem Nachzügler hingegen verhält es sich ganz anders. Man ist als Mama nicht mehr grün hinter den Ohren und auch nach vielen Jahren Babypause sitzt schnell wieder jeder Handgriff im Umgang mit dem Säugling. Gleichzeitig ist da keine oder kaum Belastung durch junge Geschwisterkinder, die viel Aufmerksamkeit erfordern und zu einem erhöhten Schlafdefizit beitragen.

Im Gegenteil, ich erlebe die älteren Brüder und vor allem die große Schwester als tatkräftige Stütze im Umgang mit dem neuen Familienzuwachs. So groß die anfängliche Skepsis, ja Abneigung, auch war (“Geschwisterchen, NEIN DANKE!”), so außergewöhnlich und bedingungslos ist nun die Liebe und Fürsorge der Geschwister für den kleinen Bruder. Nun muss man fairerweise dazu sagen, dass ich sehr dankbar bin, wieder ein ausgeglichenes Kind zu haben, das viel schläft, selten weint und brav trinkt. Eine Tiefenentspanntheit, die, so meine ich, daher rührt, dass das Umfeld – Eltern, Geschwister, nahe Verwandte – ebenfalls locker mit der neuen Situation umgeht und alles harmonisch abläuft.

Im Entenmarsch

Das ist auch für mich als Mutter eine wundervolle Erfahrung – zu sehen, wie viel Liebe einem Kind entgegengebracht wird und sich jeder freut, wenn er das Baby nehmen darf. Gleichzeitig bedeutet es auch, dass ich dadurch bei all meinen anderen Aufgaben sehr entlastet werde. “Das wird der Verwöhnteste von allen!”, meinen wir oft scherzhaft. Denn kaum ein Mucks, ist sofort jemand zur Stelle.

Die meisten Mitmenschen, die unsere Entscheidung nicht nachvollziehen konnten, erlebten die anfängliche Zeit mit Kindern vermutlich als große Einschränkung der persönlichen Freiheit. Denn natürlich ist man erstmal gebunden und weniger spontan. Für mich persönlich war dies jedoch noch nie ein Problem, da ich ohnehin ein häuslicher Typ bin und mit meinem Mann auch einen Partner gefunden habe, der diese Einstellung teilt. So gesehen bedeutet der Nachzügler keine wesentlichen Veränderungen für uns.

Quality Time mit den Teenies

Auch der erste Familienurlaub mit 4 Kindern verlief sehr entspannt und jeder kam auf seine Kosten. Wenn man sich Mühe gibt und auf die Wünsche und Anregungen jedes Einzelnen eingeht – dabei aber natürlich auch Kompromisse schließen muss – ist das Leben mit Teenagern und Baby eigentlich ziemlich unproblematisch. Ich kann nach dieser ersten Zeit jedenfalls mit Gewissheit sagen, dass der kleine Bruder eine Bereicherung für uns alle darstellt, vor allem die großen Geschwister viel für das spätere Leben lernen und ich als Mama vermutlich noch keine Zeit mit Baby so entspannt genießen durfte wie diesmal.