Was braucht es für eine glückliche Paarbeziehung? (Teil 1)

Wenn ich von Kindererziehung lese oder selbst davon berichte, taucht immer wieder das Wort „bedürfnisorientiert“ auf. Als Mama von bald vier Kindern und Lehrerin versuche ich selbstverständlich so gut es geht auf den Einzelnen einzugehen und die verschiedenen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Doch wie sieht es mit uns selbst aus? Sind wir uns im Umgang mit unseren erwachsenen Mitmenschen eigentlich immer bewusst, dass es auch hier unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche gibt und dementsprechend Prioritäten anders gesetzt werden? Wer sich darüber im Klaren ist, dass sein Partner womöglich ganz andere Dinge für wichtig erachtet als man selbst, macht einen wichtigen Schritt in Richtung Wertschätzung – sich selbst und dem anderen gegenüber.
Nehmen wir das Beispiel Styling. Manche Frauen benötigen, um sich wohlzufühlen, jeden Tag das perfekte Make-up, eine Frisur, die sitzt und ein Outfit, das scheinbar frisch vom Laufsteg geangelt wurde. Was mich angeht, so kann ich sagen, dass dieses Verlangen ziemlich weit unten auf meiner Liste rangiert, und das nicht erst seit ich Mutter wurde. Die Zeit und das Geld, welche eben für besagtes Styling nötig wären, waren mir den Aufwand nie wert, denn ich fühle mich einfach natürlich und in praktischer und bequemer Kleidung am wohlsten. Nur hin und wieder überkommt mich das Bedürfnis zu zeigen, wie ich aussehen könnte, wenn auch ich mehr als nur Mascara und mal so richtig fancy Klamotten trage. Mir reicht dann allerdings ein Foto von mir in dem Aufzug und ich bin happy.
Die tolle Sache daran ist, dass ich mit meinem Ehemann einen Menschen gefunden habe, der hier die gleiche Wertigkeit wie ich sieht und für den ein sportiver Stil und natürliche Schönheit auch Vorrang haben. Das ist für eine funktionierende Partnerschaft meiner Meinung nach von großer Bedeutung.

Wenn wir einen Menschen finden, mit dem wir gewisse Bedürfnisse teilen oder der zumindest viel Verständnis für unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche zeigt, steht dem gemeinsamen Glück eigentlich nichts mehr im Weg. Sofern eine Beziehung dauerhaft Bestand haben soll, ist für mich ein „Gleich und gleich gesellt sich gern“ zutreffender als ein „Gegensätze ziehen sich an“ (natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel – ich kenne allerdings kaum welche). Das betrifft ein für beide erfüllendes Liebesleben genauso wie das Bedürfnis nach Ruhe oder Abenteuer, die Pflege sozialer Kontakte, den Wunsch nach vielen Kindern oder einem Einzelkind, aber auch das materielle Verlangen nach Luxusgütern uvm.
Wichtig ist das Bewusstsein, dass sich besagte Bedürfnisse und Wünsche im Laufe des Lebens mitunter auch ändern können und dass wir bereit sind, dementsprechend zu agieren und uns anzupassen. Offensichtlich fällt genau das heute vielen Paaren schwer und die Beziehung endet nur allzu oft mit einem „Wir haben uns auseinandergelebt“. Jede Partnerschaft bedeutet, genauso wie die Kindererziehung, eine Menge Arbeit, wobei ein regelmäßiger Austausch im Gespräch unumgänglich ist. Nur, wer offen miteinander kommuniziert, nicht vor Differenzen zurückschreckt und um Lösungen bemüht ist, darf auch tatsächlich auf ein „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ hoffen.
