Wassergeburt mit Folgen (3. Geburt, Teil 2)

Der Tag, der mit einer wunderschönen, raschen Wassergeburt unseres dritten Kindes begonnen hatte, sollte sich zu einer Nervenzerreißprobe für mich entwickeln. Nachdem eine diensthabende Hebamme mich noch im Kreißsaal mit ihren Worten und ihrem entsetzten Blick in Angst und Panik versetzt hatte, war rasch ein erster Arzt da, um das „Malheur“ zu begutachten. Auch seine Ausführungen vermochten nicht mich zu beruhigen. Im Gegenteil. Da war plötzlich von „OP unter Vollnarkose“ die Rede. Und das, wo ich eben erst mein Baby zur Welt gebracht hatte.

Endlich kam meine private Hebamme und beschwichtigte erstmal. „Du hast kein Hämatom. Das ist einfach arg geschwollen, weil das Köpfchen gesteckt ist. Mach dir keine Sorgen!“ Das war leichter gesagt als getan. In regelmäßigen Abständen kamen Ärzte, Schwestern und Hebammen, um einen Blick zwischen meine Beine zu werfen und sich zu beratschlagen. Ich fühlte mich schrecklich. Als schließlich abends mein Gynäkologe, der Gott sei Dank Dienst hatte, vorbeikam und mir genauso wie meine eigene Hebamme versicherte, es handle sich lediglich um eine Schwellung und ich solle nichts auf die Meinung anderer Ärzte oder Hebammen geben, begann ich mich etwas zu entspannen.

Nervenaufreibend blieb die Situation allemal für die nächsten Tage. An ein normales Sitzen war nicht zu denken. Beim Gang aufs WC bekam ich jedesmal einen Heulkrampf, wenn ich meinen eigenen Körper berühren musste – weniger aufgrund der Schmerzen, als aufgrund des Kopfkinos. Als ich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zuhause irgendwann über meinen Schatten sprang und einen Spiegel zur Hand nahm, bot sich mir tatsächlich kein schöner Anblick. Nähte hatten aufgrund der schlimmen Schwellung nicht gehalten und sich frühzeitig gelöst. Die Wunden waren nun zwar verheilt, aber wie, das war schlicht unansehnlich. Beim Nachsorgetermin durch meine Hebamme stimmte mir diese zu: „Du hast Recht. Das ist nicht schön. Das gehört gerichtet“. Außerdem besprachen wir die Situation und wie es überhaupt dazu kommen konnte, was mir persönlich für die Aufarbeitung sehr gut tat. „Hätte mir jemand gesagt, sie hätte einer Mehrgebärenden unter Wasser einen Dammschnitt gesetzt, ich hätte sie auch gefragt, ob sie verrückt ist…“, meinte meine doch sehr erfahrene Hebamme. Noch nie sei ihr so etwas untergekommen. Schließlich würde jedes Gewebe irgendwann nachgeben, und gerade das Wasser würde ja alles besonders weich machen. Bloß bei mir wäre das scheinbar anders. Hätte sie dies eher gewusst, hätte sie natürlich dementsprechend vorausschauend agiert.

Summa summarum war die ganze Angelegenheit einfach Pech. So kam es, dass ich drei Wochen nach der Geburt, an meinem eigenen Geburtstag, nochmal im Krankenhaus eincheckte und von meinem Gynäkologen eine Epi-Korrektur, also eine Korrektur des Dammschnitts, erhielt. Einerseits war ich erleichtert, dass nun alles wiederhergestellt werden konnte, andererseits hochgradig nervös wegen der Vollnarkose. Die OP verlief komplikationslos, und als ich nach einem dornröschengleichen Schlaf wieder erwachte, wartete mein Mann bereits mit unserem hungrigen Baby auf mich.

Wieder folgten zwei Wochen, in denen mir aufgrund der erneuten Wunde und frischen Nähte das Sitzen schwerfiel. Danach jedoch hatte ich, Gott sei Dank, keinerlei Probleme mehr und fühlte mich dank der “Sanierung” auch nicht mehr entstellt. So wunderschön ich die Wassergeburt selbst in Erinnerung habe, eine weitere kommt vermutlich für mich aufgrund meines außergewöhnlich standhaften Gewebes nicht mehr in Frage. Stattdessen lautet mein, für eine Schwangere eher unübliche, Appell an die Geburtshelfer: Haltet sicherheitshalber die Schere griffbereit.

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

code